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(Daten) Saisonanalyse Super League 2023-24

Autorenbild: footballyticsfootballytics



Update. Dieser Artikel aus dem 2022 wurde mit aktuellen Daten der abgeschlossenen Super League Saison 23-24 aktualisiert.


Diesmal widmen wir unsere volle Aufmerksamkeit der Schweizer Super League. Wir wenden in diesem Blog verschiedene Techniken an, um anhand der Daten verschiedene Perspektiven auf die Leistungen der Teams und Spieler zu bekommen.




Super League 23-24 Tabelle Es gibt verschiedene Perspektiven um die Leistung der Teams zu betrachten. Als erstes natürlich die Tabelle. Schwarz auf Weiss steht da Klassierung, Punkte und Torverhältnis. Zum ersten Male wurde in der Super League nach dem Schotten-Modus gespielt. Am Ende hier dieTabelle der Championship und Relegation Round. Herzliche Gratulation an den BSC Young Boys zum Meistertitel 2023-24.



Table Super League 23-24 (Source:sfl.ch)
Table Super League 23-24 (Source:sfl.ch)


Wir wissen aber alle, dass das Resultat nicht unbedingt mit der erbrachten Leistung übereinstimmen muss. Spiele in denen der Gegner viel mehr Torchancen hatte, können gewonnen werden. Oder Spiele bei denen das dominante Team eine Chance nach der anderen vergibt und der Gegner mit dem einen Konter den Siegestreffer erzielt. Das Resultat kann trügen.

 

Fussball ist ein komplexes Spiel mit vielen Spielern, kleinen Toren, vielen Variablen und Zufallsparametern. Das Resultat im Fussball hängt zu 20-30% vom Glück oder Zufall ab. Das ist einer der Gründe, warum der Sport so beliebt ist. Die Grösse des Zufalls liegt genau in einem Bereich, der die Spannung alimentiert.


In den Medien und der Öffentlichkeit, ja sogar in Expertenrunden wird oft das Resultat kommentiert oder argumentiert. Es wird oft weniger Fokus auf die effektive Leistung gelegt. Aus meiner Sicht wird dabei zu viel Rauschen und zu wenig Signal produziert. Ich versuche immer den Prozess zu sehen und weniger das Resultat. Das ist kausallogisch.

 

Success is not a result - but a development process


Tabelle vs Tabelle Expected Points (xP)

Mit dem Vergleich zwischen den effektiv erzielten Punkten aus der Tabelle und denExpected Points (xP) können wir sehen, wie die Chancenauswertung der Teams in Bezug auf die effektiv erspielten Chancen war.


Die Expected Points (xP) messen die Anzahl der Punkte, die eine Mannschaft auf der Grundlage der von ihr geschaffenen Torchancen (Expected Goals xG) hätte erzielen können. Teams die ihre Torchancen effizient nutzen, erzielen mehr Punkte als xP und umgekehrt. Wen man mit xP nur das Herausspielen von Torchancen in Betracht zieht, dann hätte Servette die Meisterschaft klar gewonnen und die Young Boys wären "nur" Vierter geworden. Aber YB konnte viel mehr Tore erzielen, als es ihre Chancen erlaubt hätten. So sieht die Expected Points (xP) Tabelle anhand der erspielten Torchancen (xG) aus.


Oh schau; Servette hätte rein anhand der Chancenmenge die Meisterschaft mit 7 Punkten Vorsprung auf St. Gallen gewonnen. Lausanne wäre auf dem dritten Platz klassiert, noch vor den Young Boys. Vor allem die Young Boys, Lugano und Yverdon waren sehr effizient und konnten ihre Expected Goals Werte übertreffen. Auf der anderen Seiten haben Lausanne, St. Gallen und Servette weniger Tore als xG erzielt.



Overperformer haben mehr Tore erzielt als ihre reine xG Chancenmenge und vice versa.


Grösste Overperformer YB +18.1, Lugano +7.8, Yverdon +7.4


Bei YB haben vor allem Monteiro & Elia overperformed. Bei Lugano Mahmoud & Bislimi. Bei Yverdon Kevin Carlos.


Grösste Underperformer Lausanne -14.8, St. Gallen & Servette -6.2

Bei Lausanne haben vor allem Sène und Custodio und Labeau underperformed.





Darum sind effiziente Stürmer so wichtig, weil sie die erspielten Torchancen kompensieren können und das Team von den Resultaten overperformen lassen. Im Idealfall ist natürlich beides ausgeprägt.





Expected Goals Trend - Entwicklung monitoren

Macht es aber für Trainer, Sportchefs und andere Verantwortliche oder Funktionäre Sinn, nur auf das Resultat zu schauen? Macht es für Menschen die für die Entwicklung eines Teams verantwortlich sind Sinn, nur auf die Tabelle zu schauen? Klar, der Totomat entscheidet schliesslich über Sein oder nicht Sein. Aber man sollte sich nicht von den Resultaten versklaven lassen. Es macht für Verantwortliche Sinn, Entscheidungen nicht nur über die Resultate zu treffen. Der Prozess ist zudem viel spannender als das Resultat.


Hier kommt Expected Goals (xG) ins Spiel. Expected Goals und Expected Goals Against sind offensiv und defensiv ein konsistenterer Indikator für die Leistung als Tore. Da Tore selten und auch sehr vom Zufall oder Glück abhängig sind. Wenn ein Team konstant mehr Torchancen als der Gegner herausspielt, kann man davon ausgehen, dass es gut spielt. Egal was man analysiert: Um wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen, braucht man eine möglichst grosse Stichprobengrösse. Tore sind einfach viel zu selten, um darauf belastbare Aussagen zu tätigen.


In jeder Leistungsbeurteilung gilt es das Resultat und die Leistung separat zu betrachten.

Im Fussball geht es darum, mehr Tore zu schiessen als der Gegner und weniger Tore zu kassieren als der Gegner. Je mehr Torchancen man kreiert (mehr XG), desto höher die Wahrscheinlichkeit, das Spiel zu gewinnen. Je weniger Torchancen man zulässt (weniger XGA), desto geringer die Wahrscheinlichkeit, Gegentore zu kassieren. Darum macht es Sinn über einen längeren Zeitraum oder Saison die xG und xGA Entwicklung eines Teams zu analysieren. Vor allem ein Trainer tut gut daran, immer auch xG in der Reflexion mit dem Team einzubeziehen.


"Wir wollen unsere Leistung erhöhen, darum reden wir nicht über Resultat oder den Tabellenplatz, sondern über die Leistung und über Inhalte." Julian Nagelsmann

Der Expected Goals Trend sollte als unterstützende Information, wie eine zusätzliche Ebene, für Entscheidungen genutzt werden. Er sollte die Wahrnehmung stützen oder in Frage stellen. Setzt man xG und xGA (xG against) über einen längeren Zeitraum in Relation zueinander, bekommt man ein gutes Bild über die Langzeit-Performance einer Mannschaft. Die Expected Goals Leistung ist ein guter Indikator für die Entwicklung eines Teams. Überlegt man sich zum Beispiel, sich vom Trainer zu trennen, so liefert xG einen wertvolle und ergänzende Sicht über die Entwicklung. Auch bei der Wahl eines Trainers sind die xG Werte ein wertvoller Berater. Natürlich muss man auch den Spielstil der Mannschaft mitberücksichtigen.



Am Ende des Tages geht es in Wirtschaft und Fussball um Weiterentwicklung. Entwicklung zahlt die Rente.

Im Grundsatz ist der Trainer mehr als das Team, für das Herausspielen von Torchanchen verantwortlich. Und das Team mehr als der Trainer, für das Verwerten der Torchancen.

Tore sind rar und das Resultat volatil. Aber wenn der Expected Goals Trend positiv stabil ist, wird sind das Team mittelfristig wieder erholen und stabilisieren.

Sehen wir uns die xG-xGA Entwicklung aller Teams von Platz 12 bis 1 im Saisonverlauf an.

Die xG/xGA Linien sind über 4 Spiele geglättet (Durchschnitt) damit die Aussage einen aussagekräftigen Trend Charakter bekommt. Blaue Flächen sind Overperformer und rote

Flächen sind underperformer Phasen. Je dicker die farbige Fläche, desto mehr Differenz zwischen xG (Expected Goals) und xGA (Expected Goals against).





























Player Importance Analysis

Als nächstes analysieren wir wie wichtig und wohl auch wie abhängig die Teams von den einzelnen Spielern sind. Dabei vergleichen wir die erzielten Werte pro 90 Minuten der Spieler mit der Summe des Teams per 90 Min. Je höher der prozentuale Anteil ist, desto wichtiger ist der Spieler für das Team.


Wir visulalisieren die Werte mit einer Grafik pro Team. An den einzelnen Blöcken sieht man die Verteilung. Die vier Spieler mit den höchsten Werten sind mit Namen und Prozent-Wert gelabelt. Berücksichtigt werden nur Spieler mit mindestens 900 Spielminuten.



Interpretation der Werte

Wie kann man die Resultate interpretieren?

  • Spieler mit hohen Prozentwerten sind für ihr Team in dieser Dimension sehr wichtig. Je höher der Prozent-Wert desto höher die Wichtigkeit.

  • Von Spielern mit hohen Prozentwerten ist das Team aber auch stark abhängig. Je höher der Wert desto höher die Abhängigkeit

  • Wir können uns die Leistungs-Verteilung anschauen. Wird die Leistung von vielen Spielern erbracht oder nicht? Wenn die Leistung von wenigen erbracht wird, erhöht sich die Abhängigkeit und auch das Risiko für das Team. Wenn zum Beispiel die allermeisten Tore durch "nur" zwei Spieler erzielt werden, dann werden sich bei einem Leistungsabfall die Auswirkungen stärker bemerkbar machen. Oder wenn ein Spieler transferiert wird, ist es sinnvoll zu sehen wieviel man wo verliert. Ein Team tut gut daran diese Abhängigkeit zur erkennen und Massnahmen zu ergreifen. Speziell bei "kleineren" Teams, kann sich ein Leistungsabfall oder eine Verletzung eines Schlüsselspielers signifikant negativ auswirken.



Daten können Deine Wahrnehmung bestätigen oder auch nicht. Dies ist in beiden Fällen ein Mehrwert. Entweder bekräftigen sie Deine Meinung, oder sie zwingen Dich, die Dinge aufmerksamer zu betrachten.

Hier die Player Importance Analysis der Super League 23-24 Teams































Analysen auf Spieler Ebene



Super League Offensivleistungen

Welche Spieler haben offensiv in den Key Dimensionen die besten Leistungen erbracht? In der Grafik sind nicht nur die Besten, sondern auch die Abstände ersichtlich.






Super League Pass Danger Index (PDI)

Welche Spieler produzieren mit ihren Pässen die grösste Torgefahr?

Dies ist eine essentielle Frage im Scouting. Das ist vor allem für offensive Spielerinnen ein sehr wichtiges und relevantes Auswahl-Kriterium im Scouting.


Die Passgefahr kann man auch als Kreativität betrachten. Kreative Spielerinnen tun Unerwartetes und ihre Aktionen sind mehr als nur nützlich. Jeder Verein möchte kreative Spielerinnen verpflichten, die regelmässig Lösungen gegen den tiefen Defensivblock finden.



Pass Danger Index (PDI)

Ein Index ist ein Maas für die Gesamtleistung, das durch eine gewichtete Kombination verschiedener Faktoren berechnet wird. Das Resultat ist eine Zahl die die Gesamtleistung widerspiegelt. Unser Pass Danger Index (PDI) Algorithmus hat zum Ziel die Passgefahr auf einfache Art und Weise zu berechnen und diese in einer Zahl darzustellen. Dabei berechnen wir einen Index aus den Passtypen die aus unserer Sicht am stärksten mit der produzierten Pass- bzw Torgefahr korrelieren.


Es sind dies:

  • Shot assist: The last action of a player prior to a teammate having a Shot.

  • Key pass: A pass that immediately creates a clear goal scoring opportunity for a teammate.

  • Deep completion: A successful cross or pass that is targeted to the zone within 20 meters of the opponent’s goal.

  • Smart pass: A creative and penetrative pass that attempts to break the opposition’s defensive lines to gain a significant advantage in attack.


Für die meiste Gefahr sorgt eindeutig die Schussvorlage (Shot Assist). Jeder Pass der direkt zu einem Schuss führt, ist sehr gefährlich. Als zweite Priorität folgen die erfolgreichen Anspiele im Strafraum. Die Deep completions (beinhalten Flanken und Pässe). Dann folgen Pässe die auch im Mittelfeld getätigt werden können. Es sind dies Key Pass mit sofortiger Torgefahr und auch Smart Pass, die man am ehesten mit linienbrechenden Pässen übersetzen kann.

    

Somit werden im PDI Konzept diese vier Passarten berücksichtigt, die entweder direkt einen Schuss produzieren oder zu einem Anspiel im Strafraum führen oder zu einem signifikanten Raumgwinn in der Konstruktion des Angriffs führen.


Zudem sind die Werte ballbesitzbereinigt, damit Spielerinnen aus Teams mit viel Ballbesitz nicht überbewertet werden. Einen detaillierten Artikel zu Konzept und Anwendung gibts hier: Data Analytics Praxis: Spieler fair vergleichen




Frydek ist der erste Aussenverteidiger und Jashari der erste DMF Spieler im Ranking.


Super League U23



Für den Datenanalysten ist der Eye Test sehr wichtg. Der "Eye Test" bezieht sich auf eine subjektive Bewertung oder Einschätzung basierend auf visuellen Eindrücken. Bzw der Frage: Stimmt das Resultat mit dem überein, was ich sehe, was ich wahrnehme? Wie sieht es bei Dir aus?


Am Ende kommt "nur" ein PDI Wert raus, aber da steckt einiges drin. Nämlich das Konzept, die Auswahl der Key-Metriken, die Gewichtung der einzelnen Metriken und die Ballbesitzbereinigung der Werte.


Wir verwenden im Data-Scouting den PDI Index bei jeder Position, ausser bei den Innenverteidigern. Ein dettailierten Überblick auf unser komplementäres Data-Scouting gibt es hier: Moneyball: Mit smartem Datenscouting Potential ausschöpfen



Als Zugabe hier die PDI Analyse der Challenge League, Bundesliga und der Top5 Ligen in Europa. Der Index kann natürlich auch pro Position angewendet werden.











Mehr Details zum Passgefahr Konzept gibt es hier: Scouting: Passgefahr berechnen und smart anwenden


Daten sind nicht DIE Wahrheit, aber ein relevanter Teil davon.


Ich hoffe, dass wir mit diesem Beitrag dazu beigetragen haben, Deine Betrachtnung auf die Leistungen der Teams und Spieler zu erweitern.


You only see what you know

Daten können Deine Wahrnehmung bestätigen oder auch nicht. Dies ist in beiden Fällen ein Mehrwert. Entweder bekräftigen sie Deine Meinung, oder sie zwingen Dich die Dinge aufmerksamer zu betrachten.


Eine smarte und erfolgreiche Nutzung von Daten geht weit über den reinen Kauf von standardisierten Tools hinaus. Wir verfügen über langjährige Erfahrung in den Bereichen Fussballtrainer, Spielentwicklung, Spielanalyse und Datenscouting. Ergänzend bringen wir auch Fachwissen in den Bereichen Geschäftsinnovation, Design Thinking und Produktentwicklung an den Tisch.


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Blog von www.footballytics.ch Über Data Analytics Themen im Fussball - improve the game - change the ǝɯɐƃ

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